Ein Gastbeitrag von Gerald Bacher vom Online-Ratgeber über teure Wollsorten EdlerZwirn // Jeder, der schon ein paar Jahre strickt, kennt wahrscheinlich diese Entwicklung: ganz am Anfang ist man total begeistert über das Wollangebot bei Discountern, Supermärkten und Kaufhäusern. Es darf gerne bunt, haarig und bevorzugt sehr günstig sein. Aber mit der Zeit entwickeln die meisten sich weiter. Sie bilden sich ihren eigenen Geschmack, entwickeln eigene Vorlieben, entdecken neue Fasern, stoßen auf das Universum handgefärbter Garne und erweitern so nach und nach ihre Palette an „Hab ich auch schon mal gestrickt“ Garnen. Aber kommt nach Merino, Alpaka, Kamel, Mohair oder Kaschmir eigentlich noch was? Na sicher, da geht noch was. Gerald hat für Euch drei ganz exklusivste Wollsorten unter die Lupe genommen: Yak, Quiviut und Vikunja. Lass dich von diesen etwas anderen Wollschätzen inspirieren. Im heutigen Beitrag dreht sich alles um das kuschelig warme Unterhaar des Yaks. Viel Spaß!
Dieses Tier wird auch als Tibetischer Grunzochse bezeichnet – eine Rinderart, die sowohl in der Mongolei, als auch im Himalaja und Süd-Sibirien vorkommt. Schon vor etwa 3.000 bis 4.000 Jahren wurde das Yak domestiziert, um es als Reit-und Lasttier zu nutzen, es wurde aber auch wegen seiner Milch und seinem Fleisch gehalten. Wilde Yaks sind leider seit 1996 Teil der bedrohten Tierarten. Domestiziert gibt es die Yaks allerdings zuhauf: heutzutage werden pro Jahr rund 1.000 Tonnen an Yak Wolle produziert – und das weltweit. Der Nordosten des tibetischen Hochlands liefert mit der Provinz Qinghai in China dabei die Hälfte der gesamten Yak Wolle.
Doch für uns Woll-Fans ist das Interessanteste natürlich erst einmal das Fell der Yaks. Es ist mehrschichtig und besteht somit aus der inneren Feinwolle, einer gröberen Überganswolle und dem äußeren Deckhaar. Der zentrale Stoff für die spätere Wollverarbeitung ergibt sich aus dem extra feinen, weichen und warmen Unterhaar der Yaks. Doch das zottelige Fell über dieser speziellen Quelle ist wichtig für die Tiere, um auch in kalten Zonen überleben zu können. Das Deckhaar ist nämlich grob und langsträhnig, was nicht nur die frostige Kälte abschirmt, sondern auch die flirrende Sonne. So sind die Yaks auch vor extremen Witterungsbedingungen gut geschützt.
Yak Wolle besitzt weltweit unnachahmliche Eigenschaften:
Aus den feinen Flaumhaaren des Unterfells lassen sich unglaublich geschmeidige Textilien stricken: die extra warme, leichten, und weiche Wolle macht es möglich! Kratzen war gestern. Farblich bist du hier bei hellem Grau bis zu dunklem Braun, aber auch bei tiefem Schwarz. Ganz selten gibt es auch weiße Yaks – daraus ergeben sich die allerteuersten Yak-Produkte.
Yak Wolle ist in Österreich und Deutschland noch relativ unbekannt – tatsächlich arbeiten aber ganze 15 Zuchtbetriebe mit Yaks. Denn die Tiere finden auch hier passende Lebensbedingungen, die eine Zucht und Domestizierung möglich machen. Bei uns haben Milch und Schlachtung allerdings noch Vorrang. Viel häufiger kommt die Wolle aus China, Nepal oder aus der Mongolei, wo sie dann zu qualitätshohen Kleidungsstücken und auch Wohnaccessoires verarbeitet wird.
Die grobe Wolle des Deckfells wird zu Decken, Zelten und Seilen verarbeitet. Die extrem feine Wolle des Unterfells kommt im Bereich der Oberbekleidung zum Einsatz – und zwar im Luxussegment der Textilindustrie für Jacken, Pullover oder Poncho. Die Fasern wärmen besonders gut, weshalb auch Bettdecken, Naturhaar-und Wolldecken, sowie Kissen hergestellt werden.
Günstig ist das Ganze natürlich nicht. Der vergleichsweise hohe Preis von Yak Wolle ergibt sich aus der hochwertigen Qualität, ihren feinen Eigenschaften und dem hohen Herstellungsaufwand. Die Gewinnung von Yak Wolle lohnt sich allerdings für unsere Strickabenteuer: sie teilt sich beim Stricken nicht und hat einen leichten Flausch. Zwar nicht so extrem wie Alpakawolle, dafür fusselt Yak Wolle aber auch nicht, weder beim Verarbeiten noch beim Tragen. Das Garn kannst du sehr gut verarbeiten, und es hat ein gleichmäßiges Maschenbild. Viel Freude beim Ausprobieren!
Über Gerald Bacher // Der begeisterte Outdoor-Sportler Gerald Bacher berichtet auf seinem Online-Ratgeber über teure Wollsorten EdlerZwirn, von den edelsten Wollarten der Welt. Bei EdlerZwirn findet man zahlreiche Informationen über Produkte, Hersteller und Pflege von Merinowolle und Co. Außerdem informiert der Betreiber detailliert und unzensiert über das wichtige Thema Tierschutz. EdlerZwirn ist auch bei Facebook zu finden.
Pascuali Yak Lace Garn (Diese wunderschöne Farbe ist glaube ich mittlerweile nicht mehr im Programm)
Danke Gerald! Und wie kommt man als Stricker jetzt an Yak Wolle? Es gibt mittlerweile in Deutschland ein paar Anbieter, die Garne zu 100 % aus Yak Fasern oder mit einen Anteil Yak im Programm haben. Persönlich habe ich schon das Garn „Yak Lace“ der Firma Pascuali ausprobiert, die ihr oben im Bild sehen könnt. Mit der „Bayak“ und der „Mongolia“ hat Pascuali auch noch zwei weitere Garne in der Rubrik Yak im Angebot.
Kleiner Insider am Rande: Die Bayak findet gerade reißenden Absatz durch ein Schultertuch, welches welche Marisa Nöldeke von maschenfein als Exklusiv-Modell in der aktuellen Verena drin hat. In ihrer Facebook Gruppe rockt gerade der entsprechende KAL und alle stricken zweifarbiges Patent 🙂
Meinen kleinen Strang Yak Lace habe ich zunächst einmal zu einer Maschenprobe mit einem Lochmuster verstrickt und im Vergleich dazu die Piura von Lamana in einer ähnlichen Farbe. Das Garn ist wirklich etwas besonders und ich denke, es macht sich besonders für Lace-Strickerein ganz ausgezeichnet. Das Garn ist weich, piekst nicht, entwickelt eine ganz leichte Halo und das Lochmuster öffnet sich sehr schön auch ohne aggressives Spannen. Einmal trocken scheint es die Form sehr gut zu halten. Es hat einen besonderen Griff, nicht so geschmeidig und flutschig wie Alpaka oder Seide und ist kompakter als Wolle. Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, was ich mit meinen 400 m Garn mache.
Als einen weiteren Anbieter für Garn aus Yak Wolle habe ich noch das Atelier Seide & Mehr aufgetan. Dort gibt es auch interessante Mischungen mit Seide.
Und die Spinner unter Euch wissen natürlich, man kann Yak auch selbst verspinnen. Am besten geht das auch einer Support-Spindel, auch bekannt als russische oder Standspindel. Die Fasern dazu gibt es bei jedem gut sortierten Spinnversand.
Happy knitting!
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