Es sind gerade ganz schön verrückte Zeiten. Was zu Beginn des Jahres irgend so eine komisches Virus in China war, hat – logischerweise – auch uns erreicht. Ich lese viel darüber, wie es allen so geht, mit diesem Daheimbleiben. Der eine meistert es besser, der nächste hat sehr zu kämpfen. Wie geht es Euch?
Wir sind jetzt drei Wochen zu Hause und halten uns an die Ansagen zu Kontaktvermeidung so gut es geht. Zwischen Heim-Beschulung der Kinder, Home Office, so viel Kochen wie noch nie, ständig laufender Spülmaschine und möglichst genau kalkulierten Einkaufslisten haben wir uns halbwegs eingerichtet. Der Grunschuljunge nennt es die „Coronazeit“ und spricht davon, was wir wieder tun könnten, wenn „die Coronazeit vorbei ist“. Das Teeniemädchen vermisst ihre Schulfreundinnen, schlägt sich tapfer durch die Aufgaben, welche digital auf der Lernplattform über den Zaun geworfen werden und ist mittlerweile ein Profi im Arbeitsblätter einscannen. Und ab und zu kochen die Gefühle hoch, logisch. Immerhin sind wir hier in der privilgierten Situation, uns im Haus etwas aus dem Weg gehen zu können und wir haben einen kleinen Garten. Aber man macht sich natürlich trotzdem Sorgen. Sorgen um die Familien, die hunderte Kilometer weit weg wohnen. Sorgen um Freunde, die gesundheitlich vorbelastet sind. Sorgen, dass es durchaus auch einen selbst treffen kann, auch wenn man nicht zur Risikogruppe gehört.
Auch wenn es in den Medien oft so dargestellt wird, als ob nun alle so wahnsinnig viel Zeit hätten, um sich kreativ auszutoben, ist das natürlich Quatsch. Ich möchte den sehen, der mit 2 Schulkindern und 5 Stunden aufwärts im Homeoffice irgendwie mehr Zeit hat. Gar nicht zu reden von den Menschen, die für uns das Gesundheitssystem, die Lebensmittelgeschäfte, die Müllabfuhr, den Strom, das Wasser und noch so vieles mehr am Laufen halten. Für die muss diese Mär von der freien Zeit wie Hohn klingen. Und selbst wenn man zu Hause eventuell mehr Zeit hat, kann man sich im Zweifelsfall trotzdem auf nichts richtig konzentrieren. Der Kopf ist irgendwie leer und gleichtzeitig voll.
Wir Handarbeitsjunkies haben es da meiner Erfahrung grundsätzlich etwas leichter. Im Alltag fehlt ob der vielen Verpflichtungen oft die Zeit, die vielen Ideen umzusetzen. Der/die ein oder andere kann daher die aktuelle Zwangspause sicher gut nutzen.
Aber auch für Handarbeiten braucht es Nerven, Muße, die richtige Inspiration. Im Moment ist es kaum verwunderlich, wenn alle drei etwas brach liegen. Und auch unabhänging von der aktuellen Corona-Pandemie gibt es immer mal wieder so Phasen, wo man von außen betrachtet vielleicht Zeit gehabt hätte, aber wo man sich so echt auf gar nichts so richtig einlassen kann. Dabei weiß man oft genau, dass es einem guttun würde, etwas „produktives“ zu machen. Mittlerweile habe ich da zwei Standardprojekte, auf die ich in solchen Situationen immer zur Hand nehme und die mir in ihrer Einfachheit schon durch einige kreative Durststrecken gebracht haben: ganz einfache, stinknormale, glatt rechte Socken und das schlichteste Dreieckstuch der Welt.
Was macht das schlichteste Dreieckstuch der Welt aus? Es besteht nur aus einer Reihe, die sich immerfort wiederholt, bis das Garn zu Ende oder das Tuch einem groß genug erscheint. Man muss sich kein Muster merken, kann sich beim Stricken unterhalten, fernsehen, die Gedanken schweifen lassen, es in eine Tasche stopfen für unterwegs, es einfach weg legen wenn gerade irgendwer nach einem verlangt. Man kann diese Projekte Monate, ja Jahre, mit sich rumschleppen und irgendwann ist es dann einfach fertig. Und es ist schön und schlicht und hat irgendwie eine Menge Erinnerungen an Bord.
Vorkenntnisse:
An Kenntnissen braucht es eigentlich nur rechte Maschen und eine Zunahme. Naja, gut, am Anfang muss man 3 Maschen anschlagen können. Und am Ende werden die ganzen Maschen abgekettet.
Material:
Dieses Dreieckstuch funktioniert mit so ziemlich jedem Garn, wenn man nur die passende Nadelstärke wählt. Ich empfehle da immer von der Angabe auf der Banderole auszugehen und noch ein bisschen was drauf zu geben, damit das Tuch schön locker wird. Jetzt wäre auch eine super Gelegenheit für einen tiefen Blick in die eigenen Wollvorräte. Für ein kleineres Tuch benötigt man 400 m, nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Ich habe das Tuch schon aus zwei Knäulen Mohairgarn gestrickt, oder aus 900 m Baumwoll-/Wolle-Mischgarn oder aus knapp 600 m handgesponnener Gotlandwolle. Bunt gemusterstes Sockengarn ist auch schön.
Anleitung:
Happy knitting!
Hi are you okay? I really enjoy your blog and miss your updates.